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Saisontisch "DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT"

*** Saisontisch ***
Karl Kraus "DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT"
Do., 21.09.2023 - Do., 05.10.2023, im großen Lesesaal der Stadtbücherei Mürzzuschlag
zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei Mürzzuschlag

Der berühmte österreichische Regisseur Paulus Manker führt im September 2023 das Meisterwerk "DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT" von Karl Kraus im Südbahnhotel am Semmering auf und dieser Umstand veranlasste das Büchereiteam, einen Saisontisch unter diesem Namen zu erstellen. Hier wird nicht nur das Buch zu diesem grandiosen Kaleidoskop des 1. Weltkrieges präsentiert, sondern auch sämtliche andere Werke dieses weltberühmten Autors, die sich im Bestand der Stadtbücherei Mürzzuschlag befinden. Weiters trugen wir sämtliche Werke zusammen, die sich mit diesen schweren Abschnitt in der österreichischen Geschichte befassen. Wir wünschen unseren geschichtlich und literarisch interessierten Besucher*innen anregende Zeiten beim Besuchen dieses ganz besonderen Saisontisches in der Stadtbücherei Mürzzuschlag. 

Zum Buch "DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT":

Dieses Buch von Karl Kraus ist ein wahrer Vorbote des Untergangs der österreichischen Monarchie und vermittelt einen realistischen Zugang zu den Geschehnissen des Ersten Weltkrieges. Der von Mürzzuschlag nur wenige Kilometer entfernte Semmering und das Südbahnhotel kommen auch tatsächlich im Buch "DIE LETZTEN TAGE DER MENSCHHEIT" vor.  Dieses Buch ist ein überwältigendes und gigantisches Werk einer atemberaubenden Fahrt in die Hölle des Ersten Weltkrieges, der/die Leser*in wird schon von Anfang an in die Handlung, die sich wie eine Zeitreise in die Geschehnisse anspürt, eingesogen.

Zum Inhalt des Buches:

Es handelt sich dabei um eine Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog von Karl Kraus. Sie entstand in den Jahren 1915 bis 1922 als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg. In 220 Szenen, die vielfach auf authentischen zeitgenössischen Quellen beruhen, wird die Unmenschlichkeit und Absurdität  des Krieges dargestellt. Das Stück ist einem "Marstheater" zugedacht und bisher noch nie komplett aufgeführt worden. 

Das Drama hat keine fortlaufende Handlung, sondern besteht aus 220 unterschiedlich langen Szenen, die eine Vielzahl realer und fiktiver Figuren - von den Kaisern Franz Joseph und Wilhelm II. bis zum "einfachen Soldaten, der namenlos ist" - in verschiedenen Situationen des Kriegsalltags zeigen. Das Werk ist zeitlich geordnet vom Sommer 1914 vor Kriegsausbruch (Vorspiel), durch die viereinhalb Kriegsjahre in fünf Akten, bis zu einem expressionistischen Epilog, der zur Gänze auf den Schlachtfeldern spielt. - Nur wenige Szenen führen den Leser in die Nähe der Kampfhandlungen oder gar direkt an die Front. Die wahren Gräuel des Krieges sieht Kraus im Verhalten jener Menschen, die in ihrer Oberflächlichkeit Ernst und Schrecken des Krieges weder wahrnehmen wollen noch können, sondern sich fernab vom Schauplatz bereichern und den Krieg mit Phrasen beschönigen: Journalisten, Kriegsgewinnler, hohe Militärs, die sich fern vom Schlachtfeld im Ruhm ihres militärischen Ranges suhlen. - Die Dialoge enthalten jüdische, wienerische und berlinerische Wortfetzen, mundartliche Ausdrücke, Redensarten, geflügelte Worte, Phrasen sowie literarische und musikalische Anspielungen und Zitate, die auf Dokumenten beruhen, die Kraus über viele Jahre gesammelt hat. Zeitungsartikel, zufällig erlauschte Gespräche und solche, an denen er selbst beteiligt war, Briefe, Verlautbarungen, Gerichtsurteile, Verordnungen und Erlässe, Annoncen, Ansprachen, Tagebücher, Kriegspredikten, Prospekte, aber auch Postkarten, Photos, Plakate ... Das Drama endet in einer apokalyptischen Szene mit der Auslöschung der Menschheit durch den Kosmos. "Ich habe es nicht gewollt" - der letzte Satz Gottes im Drama - ist auch eine Anspielung auf eine Äußerung Kaiser Wilhelms II.

Kraus selbst hat das Stück zunächst für unspielbar erklärt. Im Vorwort zur Buchausgabe schrieb er: die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeitmaß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Theatergänger dieser Welt vermöchten ihm nicht standzuhalten ...

Datum: 
21.09.2023 - 15:00 bis 05.10.2023 - 18:00 Uhr